Synopsis
Der Podcast zum regionalen Wissensportal Elbe505.de
Episodes
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Jüdische Geschichte in der Griesen Gegend – Henry Gawlick
06/09/2019 Duration: 34minMuseumsdirektor Henry Gawlick hat sich intensiv mit der jüdischen Besiedlung der Griesen Gegend beschäftigt. Er berichtet im Interview, wann und wie die ersten jüdischen Bewohner in die Region um Hagenow gelangt sind. 1828 wurde dort die Alte Synagoge mit einem Schul- und Gemeindehaus errichtet. Heute ist hier ein Museum zur jüdischen Geschichte eingerichtet. Ein rituelles Tauchbecken zeugt vom religiösen Alltag der früheren Gemeindemitglieder. Die Alte Synagoge wurde zu einem Kulturzentrum umgewandelt. Heute finden hier Sonderausstellungen, Konzerte und Vorträge statt, häufig auch zu interkulturellen Themen. Der Name „Hanna-Meinungen-Haus“ nimmt Bezug auf das letztgeborene jüdische Kind in Hagenow. Henry Gawlick spricht über seine Recherchen und Nachforschungen zu jüdischen Familien- und Lebensgeschichten. Museumsdirektor Henry Gawlick schildert, wie jüdische Kinder zur Schule gingen, in welchen Berufen ihre Eltern tätig waren, wie die wirtschaftliche Situation sowie der religiöse und kulturelle Alltag d
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Potenzielle Entwicklungsurwälder in der Göhrde – Interview mit Dr. Uwe Barge
23/08/2019 Duration: 22minEchten Naturwald gibt es in Deutschland kaum noch. „Aber wir haben hier an vielen Standorten Wälder, die trotz Bewirtschaftung dem Ideal des naturnahen Waldes sehr nahekommen. Das sind potenzielle Entwicklungsurwälder“, erklärt der promovierte Forstamtsleiter Dr. Uwe Barge. 10% der Waldfläche auf dem Gebiet seines Forstamts Göhrde sollen von der Natur allmählich zurückverwandelt werden. Ein Glücksfall: Während im Mittelalter aus Holzmangel viele Wälder komplett abgeholzt wurden, stand die Göhrde unter herzoglichem Schutz. „Die Herzöge von Lüneburg hatten hier ihr exklusives Jagdgebiet“, holt Uwe Barge weit aus in die Historie. „Daher haben wir seit der letzten Eiszeit ein Waldkontinuum, während andere Wälder im Mittelalter gerodet wurden und neu aufgebaut werden mussten. Spezialisten finden sich hier auf den alten Waldböden zum Beispiel seltene Käfer, das macht die Göhrde auch für den Artenschutz interessant.“ Die konkurrenzstärkste Baumart in unserem Klima ist die Buche. Das könnte sich mit dem Klimawandel
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Ruhe und Entschleunigung: die Zukunft kleiner Orte auf dem Land – Interview mit Carola Borchers
09/08/2019 Duration: 24minIhre Eltern waren aus beruflichen Gründen nach Schwerin gezogen, aber für Carola Borchers war nach ihrem Studium klar: Sie wollte zurück nach Malliß: „Ich hatte Angst, wenn meine Großmutter sterben würde, hätte ich kein Zuhause mehr.“ Und das Zuhause, das war für die Agraringenieurin immer das Landleben gewesen. Weite Wiesen und Felder statt hohe Häuser und viele Menschen. Diese starke Verwurzelung ist sicherlich ein wichtiger Grund, warum sich Carola Borchers so für ihren Ort und seine 1.200 Einwohner einsetzt: „Es reicht nicht, Wünsche zu äußern; wir müssen selbst den ersten Schritt machen.“ Und so hat sie in Kooperation mit der Klinik in Dannenberg auch die Pläne für ein medizinisches Versorgungs-Zentrum mit angeschoben: „Die medizinische Grundversorgung ist eines der zentralen Herausforderungen kleiner Orte.“ Die elbübergreifende Zusammenarbeit ist für Carola Borchers selbstverständlich: „Vor der Wende war hier ein Zaun und das Ende der Welt. Durch die Grenzöffnung wurden viele Orte wieder neu belebt.“
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Das Archäologische Zentrum in Hitzacker – Interview mit Dr. Arne Lucke
26/07/2019 Duration: 21min1990 fiel der Startschuss für das Archäologische Zentrum Hitzacker. Es war damals bundesweit das erste Freilichtmuseum der Bronzezeit. Initiator, Dr. Arne Lucke, hat es im im Auftrag des Landkreises Lüchow-Dannenberg viele Jahre geleitet. Er war als Kreisarchäologe tätig und leitete Studierendengruppen der Universität Hamburg bei vielfältigen Grabungen an. Das Archäologische Zentrum Hitzacker ist das erste bronzezeitliche Freilichtmuseum in Deutschland. Im Interview erläutert Lucke, wie es entstanden ist und was der Besucher dort sehen und erleben kann. Im Museum geht es im Wesentlichen um drei Hauptaspekte: um die experimentelle Archäologie, die Wechselbeziehungen zwischen Mensch und Umwelt sowie um das Thema Zeitreisen. All das, was Lucke mit seinen Studierenden experimentell über das Leben in früheren Zeiten erprobte, z. B. die Holzbearbeitung, das Brennen von Ton in Töpferöfen oder das Schmelzen von Eisen, demonstrierte er später dann im Archäologischen Zentrum. Lucke beschreibt, wie die gewonnenen Erken
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Kirchengemeinde Conow – Interview mit Etha Stürzenbecher
12/07/2019 Duration: 26minConow ist ein Ortsteil von Malliß. 300 Einwohner leben hier. Die Conower Kirche ist ein wichtiger Ort für das Zusammenleben in der Gemeinde. Etha Stürzenbecher ist Schatzmeisterin des Fördervereins Conower Kirche, der 2009 gegründet wurde. Die Kirche drohte immer mehr zu verfallen, das Dach stand kurz vor dem Einsturz. Die Pastorin prophezeite die Schließung der Kirche und rief die Bürger auf, sich für den Erhalt des Gotteshauses einzusetzen. Etwa 34 Bürger engagieren sich heute für den Erhalt der Kirche. Das Motto des Kirchenvereins beschreibt das gemeinsame Anliegen: „Denn wir wollen, dass die Kirche im Dorf bleibt!“ Rund 1,5 Millionen Euro aus öffentlichen und privaten Mitteln und aus Kirchenbudgets wurden in den letzten vier Jahren aufgebracht, um vor allem das Hauptschiff zu restaurieren. Auch über Veranstaltungen werden Gelder akquiriert. Die Menschen spenden gerne für Gebäude und Institutionen, die sinn- und identitätsstiftend für die Region wirken, erzählt Stürzenbecher. Hin und wieder seien auch H
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Grenzen überwinden von der Elde bis an die Jeetzel – Interview mit Bernd Bruno Meyer
28/06/2019 Duration: 27minBernd Bruno Meyer wurde im polnischen Lodz geboren, und ist vor vielen Jahren der Liebe wegen ins Wendland gezogen. Dem Wendland verdankt er sein Leben, davon ist Meyer überzeugt: Nach zwei Krebserkrankungen verbrachte er einen Großteil seiner Genesungszeit am Gartower See mit täglichen ausgedehnten Spaziergängen und schmiedete neue berufliche Pläne. Meyer war bis dahin freiberuflicher Trainer und Dozent auch zu rechts-, wirtschafts- und sozialrechtlichen Fragestellungen für verschiedene Institute und Fachhochschulen. Über seine vielschichtige Tätigkeit kam er u. a. mit BürgerInnen östlich und westlich der Elbe in Kontakt und initiierte gemeinsame Themenreisen. „Lü-Le-Lu“ führte im Jahr 2007 Menschen aus Lüchow im Wendland, aus Lenzen im Landkreis Prignitz und aus Ludwiglust in der Griesen Gegend in Westmecklenburg zusammen – später noch das wendländische Gartow und das mecklenburgische Grabow – für gemeinsame Reisen zur damaligen Bundesgartenschau nach Schwerin: Mit einem Fahrrad-Bus für Aktive ging es aus
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Auswanderergeschichten und Rätsel: der Literat Johannes Gillhoff – Interview mit Hartmut Brun
31/05/2019 Duration: 32minHartmut Brun lebt in Dömitz in der Griesen Gegend. Er ist Literaturforscher und hat sich ausführlich mit dem Schriftsteller Johannes Gillhoff beschäftigt, der in der Griesen Gegend gelebt und gewirkt hat. Gillhoff wurde 1861 in Glaisin geboren und ist 1930 in Parchim gestorben. Im Interview erzählt Hartmut Brun, wann und wie er das erste Mal auf Johannes Gillhoff gestoßen ist. Er zeichnet dessen Lebensweg nach und gibt einen Überblick über seine wichtigsten Werke. Ausführlich stellt Brun das wichtigste Werk von Gillhoff vor: „Jürnjakob Swehn der Amerikafahrer“. Darin reflektiert der Schriftsteller die Situation zu Beginn des 20. Jahrhunderts, als viele Bewohner der Griesen Gegend nach Amerika auswanderten. Gillhoff stützt sich dabei auf Briefe, die die Auswanderer an Familienangehörige in der alten Heimat schrieben. 1892 hat Gillhoff „Mecklenburgische Volksrätsel“ herausgegeben. Brun schildert, welche Rätsel Gillhoff seinen Leser auftrug. Brun erklärt auch den besonderen Sprach- bzw. Schreibstil von Gillhof
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Kulturlandschaft und nachhaltige Landnutzung in der Elbtalaue – Interview mit Franz Höchtl
17/05/2019 Duration: 40minAns Flachland musste sich Franz Höchtl, der aus Bayern stammt und lange in Baden-Württemberg gelebt hat, erst gewöhnen. In der Verwaltung des Biosphärenreservates Niedersächsische Elbtalaue in Hitzacker leitet er das Dezernat für „Information, Bildung, nachhaltige Regionalentwicklung, Forschung und Dokumentation“. In seiner Freizeit steigt er am liebsten hoch hinaus: Auf den Aussichtstürmen im Elbetal genießt er den weiten Blick. Verblüffend: Je mehr man sich mit der Kulturlandschaft rund um die Elbe beschäftigt, desto hügeliger wird sie! Denn die Eiszeit hat Geröll und Sand vor sich hergeschoben und ein abwechslungsreiches Relief geschaffen, auf dem sogar Wanderdünen und Steilhänge ihren Platz finden. Und der Mensch hat die Landschaft weiter modelliert: Seit dem 12. Jahrhundert zogen holländische Siedler Gräben und bauten Deiche, um sich vor den Naturgewalten zu schützen und Feldfrüchte anzubauen. Auf den feuchten Wiesen in der Aue graste das Vieh, das den Dünger für den Ackerbau lieferte. Auf den höher gel
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Die ehemalige Papierfabrik in Neu Kaliß – Interview mit Gernold Stier
03/05/2019 Duration: 33minNeu Kaliß ist ein alter und traditioneller Standort für die Papierherstellung in der Griesen Gegend. Bis heute zeugen eine alte Industrieruine und ein turmhoher Schornstein aus Backstein von über 200 Jahren industrieller Betriebsamkeit. 1799 wurde hier – wegen der günstigen Lage am Neue Elde Kanal – die erste Papiermühle errichtet. 1871 begann die erste maschinelle Papierfertigung. Felix Schoeller & Theodor Bausch gründeten ihre Feinpapierfabrik. Sie stellten Qualitätspapiere mit Wasserzeichen her, dem Stierkopfs-Wappen Mecklenburgs, und exportiert sie bis in die USA. Unterbrochen von beiden Weltkriegen und anschließender Enteignung und Demontage der ursprünglichen Maschinen gelang 1949 ein Neuanfang. Mitarbeiter des volkeigenen Betriebes VEB Feinpapierfabriken entwickelten aus alten Maschinenteilen und Schrotteisen mit Improvisationskunst und Kreativität eine neue Papiermaschine, die PM1. Nach dem Mauerfall wurden die Geschäfte von der Feinpapier GmbH weitergeführt. Ein neues Fabrikgebäude entstand An
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Rundlingsdörfer im Wendland – Interview mit Ilka Burkhardt-Liebig und Adrian Greenwood
19/04/2019 Duration: 54minIlka Burkhardt-Liebig und Adrian Greenwood sind Wahl-Wendländer und 2008 nach dem Ende ihrer Berufstätigkeit aus Braunschweig ins Wendland gekommen. Sie suchten nach einem alten Bauernhaus und nach intakten dörflichen Strukturen. Beides fanden sie im Wendland im kleinen Örtchen Jameln. Ilka Burkhardt-Liebig und Adrian Greenwood leben in Jameln in einem Niederdeutschen Hallenhaus eines Rundlingsdorfes. Diese Siedlungsform ist typisch für das Wendland. Die wenigen Häuser waren ursprünglich hufeisenförmig angeordnet. Höfeteilungen im 15. Jahrhundert und die Zusiedelung von Kleinbauernstellen (Kossatern) führten zu den heute oft runden Dörfern mit dem Dorfplatz in der Mitte. Alle Giebel zeigen zum Dorfplatz. Ihr neues Leben im Rundlingsdorf wurde für Ilka Burkhardt-Liebig und Adrian Greenwood zur Leidenschaft. Burkhardt-Liebig und Greenwood sind dem wendländischen Rundlingsverein beigetreten und gehören zu den aktivsten Mitgliedern. Ilka Burkhardt-Liebig ist inzwischen 1. Vorsitzende des Vereins. 2015 wurde der
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Artenvielfalt in der Elbaue – Interview mit Oliver Schuhmacher
05/04/2019 Duration: 23minWer mit Oliver Schuhmacher oder den rund 40 zertifizierten Natur- und Landschaftsführern im Elbetal unterwegs ist, kann zahlreiche Entdeckungen machen. Den Blick nach oben gerichtet, erspäht man Seeadler, Heidelerche oder Landkärtchenfalter. Am Boden versteckt sich gut getarnt ein Moorfrosch oder auch eine Gemeine Sichelschrecke, als Migrantin aus dem Süden eine Profiteurin des Klimawandels. Der NABU-Referent für die Elbtalaue liest anhand der Pflanzen die Beschaffenheit des Bodens heraus: „Am Höhbeck zum Beispiel finden wir Material aus der vorletzten Eiszeit, das ist eine so genannte Stauchmoräne, deren aufgefaltete Schichten auch die Bildung einer Vielzahl an unterschiedlichen Bodentypen ermöglicht hat – ein Grund für die hohe Artenvielfaltauf kleinem Raum. Hier gibt es zum Beispiel Feldgrillen, die in Norddeutschland sehr selten sind.“ Aber auch die Wiesen an der Elbe mit regelmäßigen Überschwemmungen sind Heimat vieler Spezialisten: „Sie haben sich an den dynamischen Wechsel des Wasserstandes angepasst.
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Müller mit Unternehmergeist – Interview mit Christa Krause
22/03/2019 Duration: 18minIn Kamerun ist Christa Krause geboren. So wurde Malliß Ausbau genannt, denn drei Kilometer entfernt vom Ortskern gab es keine festen Straßen, keine Straßenbeleuchtung, keine öffentliche Wasserversorgung: „Für mich war es ein Idyll und bis heute mein Lieblingsplatz.“ Ihr Urgroßvater war Müller mit Unternehmergeist. Denn als die Industrialisierung der Landwirtschaft begann, hatten die Kleinbauern der Umgebung keinen mehr, der ihr Getreide mahlen konnte. Also kaufte ihr Urgroßvater Land und baute eine Windmühle: „Fünfflügelig sollte sie sein, um den Wind optimal auszunutzen.“ Sein Sohn ergänzte den Betrieb um eine Bäckerei. Aber mit der Elektrifizierung ging das Zeitalter der Windmühlen zu Ende. Die Flügel wurden abgenommen, der Betrieb wurde 1923 umgestellt auf elektrischen Antrieb. Und mit der Weltwirtschaftskrise war dann endgültig Schluss, die Mühle wurde nach dem Krieg abgerissen. Nur ein historisches Foto mit ihrer Mutter, Tante und Onkel hält die Erinnerung an die Mühle wach. Doch immer noch heißt der B
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Archäologie und Vampirglaube im Wendland – Interview mit Dr. Arne Lucke
04/03/2019 Duration: 01h08minArne Lucke hat viel erlebt und viel von der Welt gesehen. Als Archäologe und Ethnologe hat er zahllose Länder bereist und war an vielfältigen Grabungen beteiligt. Im Hannoverschen Wendland war er als Kreisarchäologe tätig. Dennoch zog es ihn immer wieder in die Ferne. Egal mit welcher Kultur er sich beschäftigte, Lucke stellte häufig fest, dass es einen gemeinsamen Nenner gibt: Die Angst vor Untoten und vor Vampiren existiert in nahezu allen Kulturen. Diese wendländische Variante des Vampirs wird plattdeutsch „Düwwelsüger“ („Doppelsäuger“) oder „Tweisüger“ („Zweisäuger“) genannt, in der Ethnologie auch als „Wiederkehrer“ oder „Nachzehrer“ bekannt. Der Vampirglaube ist wissenschaftlich auf vielfältige Weise belegt – archäologisch, ethnologisch und historisch. Durch seine vielfältigen Forschungen in verschiedenen Kulturen wird Arne Lucke über die Jahre zum „Vampir-Experten“. Bei Grabungen im Hannoverschen Wendland in Güstritz bei Lüchow stößt er in den 90er Jahren auf ein slawisches Skelett-Gräberfeld mit üb